Unterwäsche hat eine erstaunliche Wandlung vom strengen Korsett zur stilvollen Selbstinszenierung durchlaufen. In diesem Beitrag gehen wir darauf ein, warum moderne Unterwäsche mehr denn je über Körpergefühl, Identität und Modebewusstsein sagt.
Wie sich Unterwäsche vom Pflichtstück zum Statement wandelte
Schon im Mittelalter erfüllte Leinenunterwäsche mehr als nur eine Schutzfunktion: Sie galt als Zeichen von Sauberkeit und Anstand. Frauenkörper wurden mit festen Miedern in Form gedrückt, was die Bewegungsfreiheit deutlich einschränkte. Im 19. Jahrhundert setzte sich das Korsett endgültig als weibliche Norm durch. Es war gesellschaftlich fast schon Pflicht, mit zum Teil drastischen Folgen für die Gesundheit.
Mit der Industrialisierung kam dann ein großer Umbruch: Aus teurer Maßanfertigung wurde massenhafte Herstellung. Funktionale Wäsche wurde erschwinglich und Teil des Alltags. In den 1920ern verschwanden die starren Korsetts nach und nach. Stattdessen kamen neue Formen wie Waspies in Mode – als Spiel mit Silhouetten, aber weniger Zwang.
In Kriegszeiten rückte vor allem die Zweckmäßigkeit in den Vordergrund. Stoff war knapp und schlichte, funktionale Schnitte bestimmten das Bild. So wurde aus einem gesellschaftlichen Zwang nach und nach individuelle Ausdrucksform.
Ab den 1960ern wurde Unterwäsche politisch. Die feministische Bewegung richtete sich gegen starre Schönheitsideale und gegen einengende Kleidung wie das Korsett, das plötzlich nicht mehr formte, sondern provozierte.
In den 1980ern schlug die Popkultur die nächste Richtung ein. Spitze, Farbe, Rebellion: BHs im Madonna-Stil rückten Unterwäsche endgültig ins Rampenlicht. Die Lingerie Trends der 1980er zeigen deutlich, wie Popstars mit Mode Grenzen verschoben und Dessous zum Zeichen von Identität machten.
Warum insbesondere BHs im Fokus stehen
Im 20. Jahrhundert veränderte sich für Frauen vieles, darunter auch die Unterwäsche. Der BH trat an die Stelle des Korsetts und gab damit ein Stück Freiheit zurück. Statt den Körper in eine starre Form zu zwingen, sollte der BH sich ihm anpassen. Zum ersten Mal rückte die Passform in den Mittelpunkt. Das war nicht nur bequemer, sondern stand auch dafür, dass Frauen ihr Körpergefühl und ihre Identität individueller ausdrücken konnten.
Seit den 1950ern gilt der Balconette BH als echtes Style-Statement. Sein klarer, waagerechter Schnitt hebt das Dekolleté betont an und sorgt für einen strukturierten Look mit femininer Note – damals beliebt bei Ikonen wie Brigitte Bardot. Heute ist er nicht nur praktisch, sondern wird auch gezielt sichtbar gestylt – zum Beispiel unter Blazern oder tief ausgeschnittenen Kleidern. So trifft klassische Eleganz auf moderne Selbstinszenierung.
Im Vergleich zu weicheren Modellen wie dem Bralette BH, die eher Natürlichkeit betonen, steht der Balconette für eine bewusste modische Inszenierung. Der Unterschied zeigt sich also nicht nur im Tragegefühl, sondern auch im Stil.
Ein Bralette BH verzichtet auf Bügel, sitzt oft kaum spürbar am Körper und besteht meist aus weichen Materialien wie Jersey oder Spitze. Seit den 2010er-Jahren steht er für mehr als nur Komfort – er gilt als Statement für Genderfreiheit und ein neues Körperbewusstsein.
Die heutige Entwicklung von Modeaccessoire bis Empowerment
Ob Spitzen-Bodys, farbige BHs oder sichtbar unter dem Blazer getragen – Dessous sind längst mehr als unter dem Radar, sie sind ein modisches Ausdrucksmittel mit Haltung. Sie erzählen Geschichten von Selbstbewusstsein, Stil und Identität. Die Palette reicht dabei von sportlich bis sinnlich, von Mesh bis Seide – mit Schnitten für jede Körperform und jede Genderausrichtung.
Auch die Männermode zieht mit: Spitze, Soft Styles und genderfluide Designs rücken klassische Schnitte in den Hintergrund. In der aktuellen Auswahl an Dessous-Trends zeigt sich Vielfalt, modische Freiheit und echtes Empowerment.
Was früher als modisches No-Go galt, ist heute Stilmittel: Sichtbare Unterwäsche wie Spitze, Träger oder Mesh-Stoffe setzen heute gezielte Akzente. Teile, die früher verborgen blieben, gehören mittlerweile zum Look und betonen den Körper ganz ohne Scheu.
Mode rückt dadurch noch stärker ins Persönliche: Wer sie trägt, zeigt nicht nur Stil, sondern auch Selbstbewusstsein und ein Gefühl von Selbstakzeptanz.
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