Die Industrie- und Technologielandschaft in Schwerin entwickelt sich Schritt für Schritt in Richtung digital vernetzter Energie- und Produktionsprozesse. Im Industriepark Schwerin wird die Energieinfrastruktur seit mehreren Jahren modernisiert, insbesondere durch den Einsatz digitaler Messtechnik und intelligenter Netzkomponenten. Parallel dazu arbeitet das HIAT-Institut im Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin/Wismar an anwendungsnaher Forschung für Wasserstoffsysteme – mit einem Schwerpunkt auf sicherer Steuerung, Datenerfassung und technischer Integration von Brennstoffzellentechnologien.
Digitalisierung der Energieversorgung im Industriepark Schwerin
Der Industriepark Schwerin gehört zu den größten gewerblichen Standorten in Mecklenburg‑Vorpommern und beheimatet Unternehmen wie Nestlé (Tiefkühlprodukte), Ypsomed (Medizintechnik) und United Caps (Kunststoffverarbeitung), was durch Unternehmensregister und Standortinformationen bestätigt ist.
Die WEMAG Netz GmbH, ein regional verantwortlicher Verteilnetzbetreiber, treibt dort bereits seit mehreren Jahren die Modernisierung der Energieinfrastruktur voran . Im Zuge des bundesweiten Smart-Meter-Rollouts gemäß Messstellenbetriebsgesetz werden vor allem bei gewerblichen Kunden digitale Stromzähler und steuerbare Messsysteme installiert . WEMAG informiert auf ihren Internetseiten regelmäßig über Fortschritte und Anwendungsfelder dieses Rollouts.
Ziel dieser Maßnahmen ist es, den Energieverbrauch transparenter zu gestalten, Lastspitzen intelligenter zu steuern und die Netzstabilität langfristig zu verbessern – Effekte, die in zahlreichen Studien zu smarten Energiesystemen als zentral gelten . Konkrete Umsetzungszahlen für Schwerin sind öffentlich nur teilweise verfügbar, der laufende Ausbau lässt sich jedoch aus den aktuellen Netzstrategien nachvollziehen.
HIAT-Institut: Technische Lösungen für Wasserstoffsysteme
Das Hydrogen and Informatics Institute of Applied Technologies (HIAT gGmbH) ist seit über zwanzig Jahren im Technologie- und Gewerbezentrum (TGZ) Schwerin/Wismar angesiedelt. Es gilt als spezialisierte Forschungseinrichtung für anwendungsnahe Wasserstofftechnologien in Mecklenburg-Vorpommern.
Das Institut arbeitet an der Entwicklung und Optimierung von Schlüsselkomponenten für die Wasserstoffwirtschaft. Dazu zählen insbesondere Protonen-Austausch-Membranen (PEM), MEAs (Membrane Electrode Assemblies) und CCMs (Catalyst Coated Membranes) für Brennstoffzellen sowie elektronische Steuerungen und sicherheitsrelevante Systemkomponenten für Wasserstoffanwendungen. In einem aktuellen Forschungsprojekt (Stand 2024) wird an Verfahren zur Minimierung explosionsfähiger Gasgemische bei der PEM-Elektrolyse gearbeitet.
HIAT ist Partner in verschiedenen öffentlich geförderten Vorhaben. Zu den Förderern zählen das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das Land Mecklenburg-Vorpommern sowie regionale Institutionen wie das TGZ Schwerin/Wismar. Auch im Jahr 2025 engagiert sich das Institut in Transferprojekten mit industriellem Bezug, unter anderem zur Integration von Wasserstoffsystemen in bestehende Fertigungs- und Steuerungsprozesse.
Globale Verbindungslinien und Perspektiven
Sowohl die Smart-Energy-Initiativen im Industriepark Schwerin als auch die Arbeiten des HIAT zeigen, dass Digitalisierung im Energiesektor in der Region an Bedeutung gewinnt. Beide Ansätze setzen auf die Erfassung von Echtzeitdaten, den Einsatz von Sensorik und die Entwicklung von Plattformen zur Steuerung und Analyse. Diese Grundlagen könnten perspektivisch auch für weitergehende digitale Lösungen genutzt werden — etwa für regionale Strommärkte, die CO₂-Bilanzierung von Produktionsprozessen oder automatisierte Nachweise der Herkunft von Energie.
In globalen Fachkreisen wird Blockchain-Technologie als potenzielle Ergänzung digitaler Infrastrukturen diskutiert – insbesondere für Anwendungsfälle mit hohem Transparenzbedarf. In Deutschland kommt die Technologie jedoch über Pilotphasen hinaus bislang selten zum Einsatz, auch nicht in Westmecklenburg. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Projekte entstehen oft isoliert, es fehlen überregionale Plattformen, verbindliche Standards und tragfähige Konsortien von Unternehmen und Staat. Hinzu kommt, dass viele Industrieunternehmen mit älteren IT-Systemen arbeiten, was die Integration von Blockchain-Lösungen erschwert.
Ein weiterer Hemmschuh ist die Unsicherheit in rechtlichen und regulatorischen Fragen. Selbst der Finanzsektor zeigt sich bislang zurückhaltend: Zwar existieren in Deutschland gesetzliche Rahmenbedingungen für digitale Finanzprodukte und Token, etwa durch das elektronische Wertpapiergesetz oder die Blockchain-Strategie der Bundesregierung, doch fehlt es oft an praktischen Anwendungen im industriellen Umfeld.
In anderen Ländern finden sich jedoch praxistaugliche Beispiele: In Malta etwa setzen Casinos ohne LUGAS Limits oft auf Blockchain-basierte Zahlungssysteme mit Kryptowährungen, die schnelle, transparente Transaktionen von hohen Summen ermöglichen und regulatorischen Vorgaben entsprechen. Streaming-Plattformen wie Audius in den USA belohnen Nutzer mit Token für das Teilen und Hören von Musik, wodurch Zahlungen direkt zwischen Fans und Künstlern abgewickelt werden.
In Japan wiederum nutzen große Einzelhändler Blockchain-Lösungen, um digitale Gutscheine und Kundenbindungsprogramme fälschungssicher zu gestalten und den Datenschutz zu erhöhen.
Schließlich ist die Frage des Nutzens entscheidend. Der wirtschaftliche Mehrwert — etwa der Return on Investment einer Blockchain-Lösung — lässt sich in vielen Fällen bislang schwer quantifizieren. Ohne klaren Business Case und Folgefinanzierungen nach einer ersten Förderphase bleiben viele Vorhaben im Entwicklungsstadium stecken. Hinzu kommen Nachhaltigkeitsbedenken: Energieintensive Blockchain-Systeme wie Proof of Work stoßen in energiepolitischen Diskussionen zunehmend auf Kritik.
Vor diesem Hintergrund setzen Unternehmen bundesweit derzeit primär auf praxistaugliche digitale Lösungen wie IoT-Systeme, smarte Steuerungen oder klassische Digitalisierungsmaßnahmen. Die laufenden Entwicklungen im Industriepark und am HIAT-Institut verdeutlichen, dass moderne Technologien auch in mittelgroßen Industrie- und Forschungsstandorten Einzug halten.
Quellen:
https://www.wemag.com/netze/smart-meter
https://www.wemag.com/ueber-die-wemag/aktuelles/digitale-ortsnetzstation-mit-messung-auf-niederspannungsebene
https://www.wemag.com/ueber-die-wemag/aktuelles/digitalisierung-industriepark-schwerin
https://www.tgz-mv.de/unternehmen/hiat-gmbh
https://www.hiat.de
https://www.hiat.de/aktuelles
https://www.h2-international.de/2024/03/11/neuer-stack-fuer-die-elektrolyse/
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/wasserstoff.html
https://www.now-gmbh.de/projektfoerderung/nationale-innovationsprogramm-wasserstoff-und-brennstoffzellentechnologie/
https://www.wlw.de/de/firma/hiat-ggmbh-1877127
https://efre.mv-regierung.de
https://www.digitalesmv.de
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/blockchain-strategie-der-bundesregierung.html
https://www.eublockchainforum.eu/reports
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2024/blockchain-industrie.html
https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/Blockchain/Blockchain_node.html
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32023R1114
https://audius.co
https://cointelegraph.com/news/japanese-retailers-adopt-blockchain-for-loyalty-programs
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